Schlagwort: Gedichte (Seite 1 von 2)

Kindheit III

unbedarft, zügellos
Halt suchen
Grenzen finden
ausprobieren, erfahren,
scheitern, fallen,
aufstehen, weiter,
Eltern trösten,
leben vor,
verzeihen, strafen
oft ungerecht,
meist fair,
die Liebe zählt,
und lindert Schmerz,
Arme trösten,
Wunden heilen
einfach pusten,
die Liebe heilt
Verständnis später,
fällt so schwer,
geht nur mit Liebe,
Kind geht Wege,
ganz alleine,
probiert aus,
muss Fehler begehen,
deren Ergebnisse du kennst,
Verständnis, Geduld,
Liebe, Liebe…
Erfahrung kann keiner abnehmen,
nur so geht lernen,
helfen, da sein,
unterstützen, lieben,
Kindheit, wachsen,
so schwierig,
so schwer.
Helfen wollen,
heißt nicht,
helfen können.
Lernen wollen,
heißt nicht,
annehmen zu können.
Aus Fehlern lernen,
der rauhe Weg
aus der Kindheit
für beide,
Kind und Eltern.
Lernen lassen,
zur Seite stehen,
Liebe geben
nicht Annehmen verzeihen,
Eine harte Schule
für beide
eine spannende Zeit,
die fürs Leben prägt.
Die wichtigste,
die das Leben formt,
eine Zeit,
von der du dich
nie löst,
sie begleitet dich
dein Leben.
Sie setzt Maßstäbe
für alles,
was du fühlst,
denkst und tust.
Kindheit,
nie vergeht sie ganz,
nie wirst du sie los,
sie begleitet dich,
du lernst durch
ihre Augen,
du denkst mit ihr,
du vergleichst
und forderst,
du verstehst nur
durch sie.
Elternliebe,
so intensiv,
so nachhaltig,
so stark.

©S.Adameit

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Leben

So viele Leben
musste ich
leben, erdulden,
erleiden, gestalten,
formen und ertragen.

So viel Schreckliches,
manchmal Unerträgliches,
oft Verhasstes, Grausames,
Unmenschliches und Ungeliebtes
mitansehen.

Manchmal durfte ich helfen,
oft musste ich akzeptieren,
dass Dein Wille unergründlich,
Menschen so oft
einfach unmenschlich
und erbarmungslos sind.

Dieses zu akzeptieren fällt so schwer,
lässt verzweifeln,
im Glauben schwanken.
Du hast mir das Wichtigste
in meinem Leben genommen,
den einzigen Halt,
den du mir auf diesem
schweren Weg gabst.

Eltern, einfach nicht mehr da,
einfach aus dem Herzen gerissen,
kein warmes Lächeln mehr,
kein so tief verstehender Blick,
der keiner Worte bedurfte.
Keine Stimme mehr,
bei der man am Klang erkannte,
wie es ihr geht,
wie es ihm geht.

Fast nicht zu ertragen,
dieser Schmerz,
nun ganz allein auf deiner Welt zu sein.

Und dennoch
Ließest du mich nie alleine.
Immer hast du mir
jemanden geschickt,
der mir in schwierigen Momenten,
in meiner Verzweiflung,
in meiner Hoffnungslosigkeit,
in meiner Trauer,
in meiner Einsamkeit,
begegnet,
meine Hand hält,
mich auf seinen Schultern trägt,
wie du es
so oft getan hast.

Du hast mir
in diesem Leben
so viel genommen,
unendlich vieles gegeben.
So lange alleine,
so oft hilflos,
keine Idee,
wie es weitergeht,
dann zeigtest du mir
die Tür.

Eine große schöne,
viel schöner,
als die,
welche sich unter Schmerzen schloss.
Einfach ertragen, handeln,
sich wehren, erdulden,
akzeptieren und glauben,
das ist der Weg,
der unser Leben,
auch wenn es noch so schwierig ist,
zum Größten
und Schönsten,
mich unendlich dankbar,
macht.

©Sabine Koss

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Zeit der Ernte

Es gab eine Zeit,

da ließ ich mich demütigen,

misshandeln, beleidigen,

erniedrigen, klein machen,

fast kleinkriegen.

Jahrzehntelang schleppte ich

es mit mir herum,

immer wieder tappte ich

in diese Spuren,

lebte in aufoktruierten Verhaltensmustern.

Ließ mich bestimmen,

verformen,

mich entfremden,

verunsichern, verbiegen.

Fast wäre es gelungen,

dass ich daran zerbrochen wäre.

Ich sammelte die Scherben,

besah die vielen kleinen Perlen,

sie glänzten,

sie strahlten,

und knüpfte eine neue,

wunderschöne Kette.

Ich betrachtete meine Seele,

fragte sie endlich einmal,

wie sie sich fühlt.

Ich hatte sie misshandelt,

sagte sie.

Ich hatte sie verstummen lassen,

sagte sie.

Ich hatte sie vernachlässigt,

ich sperrte sie ein,

ungehört, ungeliebt.

Die Schreie wurden zu laut,

das Wimmern zu lang,

die Schmerzen zu groß.

Sie machte sich Luft,

sie beschwerte sich bei mir

und endlich erhörte ich sie,

nahm sie an,

nahm sie ernst,

begann, sie zu lieben.

Sie gibt mir so vieles zurück,

ohne Vorhaltungen,

ohne Vorwürfe,

ohne Wertung.

Ich mußte sie nur

akzeptieren, annehmen,

aufnehmen, genießen,

wertschätzen, hinhören,

sie dankt es mir

jeden Tag aufs Neue.

Nun ist die Zeit der Ernte.

©Sabine Koss

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Vorbei…

Ich muss sie mal anrufen
heute ist doch Sonnabend
ach nein, sie ist ja im Krankenhaus

Morgen bringe ich ihr Torte mit
und frische Kirschen
ihre Blumen sind sicher auch schon verwelkt

Ihre Kontoauszüge muss ich auch wieder abholen
ach, ich freue mich so,
wenn ich sie wieder in den Arm nehmen kann

Und sie strahlt immer so
wenn ich bei ihr bin
was für eine Freude

Wenn wir zusammen lachen
über alte Zeiten reden
und zusammen weinen

Jede Woche dieselben Rituale
seit Jahren schon, jeden Sonnabend anrufen
oder sie besuchen

Vorbei, alles vorbei…

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Danach

Gehe ich auf Schwämmen,
Körper und Verstand,
nur noch funktionieren,
ganz wichtig.

Es geht einfach weiter,
die Vögel zwitschern,
die Sonne strahlt,
als ob nichts geschehen wäre.

Welt ist doch zusammengebrochen,
Basis zerstört,
Leben ohne Eltern,
nie erfahren, nie gelernt.

Nichts mehr, wie es war.
Keiner bemerkt es.
Ein neues Leben wartet,
gelebt zu werden.

Leben, immer neu,
immer anders,
entstanden durch Trauer,
das Leben danach.

©Sabine Koss

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