Schlagwort: Hoffnungslosigkeit (Seite 1 von 2)

Sinn

Irgendwann gibt es keine Worte mehr
In einem langen Leben.
Alles gesagt, alles verbraucht.
Sie machen keinen Sinn mehr,
die vielen Worte.

Irgendwann gibt es kein Leben mehr
Ohne Worte.
Alles gesagt, alle verbraucht.
Es macht keinen Sinn mehr,
das lange leben.

© Sabine Adameit

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Ein ungebetener Gast

See you in paradise

Er schleicht sich ein,
Ohne anzuklopfen.
Steht er plötzlich da,
Macht sich breit,
Schweigend. Ist er
Bedrohlich oder freundlich,
Beängstigend oder erlösend?
Er nimmt sich Zeit,
Spielt mit Hoffen und Bangen,
Angst und Hilflosigkeit,
Mit Lebenswillen und Schwäche.
Soll ich mich anfreunden
Mit dem Erlöser
Oder mich wehren
Gegen sein Erscheinen?
Nehme ich ihn an
Oder wehre ich mich gegen ihn?
Versuche, ihm zu entreißen,
Was er sich holen will?
Mein Flehen, meine Tränen
Beeindrucken ihn nicht.
Er ist unerbittlich.
Er läßt sich nichts anbieten.
Ich kann ihn nicht überreden,
Seinen Entschluss zu ändern.
Ich sehe ihn nicht,
Ich spüre ihn.
Er ist in allen Räumen.
So plötzlich,
Immer unerwartet.
Es ist so kalt,
Wenn er in meiner Nähe ist.
Er bringt Trauer, Verzweiflung,
Aber auch Frieden,
Doch er bleibt ein ungebetener Gast…
Der Tod.
Copyrights Sabine Adameit

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Wach auf !

Mercy

Zerstörung

Wie jeden Morgen hat er es eilig. Ein Kaffee im Stehen, den Toast im Gehen. Ein flüchtiger Kuss, er muss seinen Sohn noch ins Internat bringen. Ein wichtiges Geschäft wartet auf seinen Abschluss. Die Kollegen warten schon, die Verhandlungen können beginnen. Ein feudales Mittagessen wird die Vertragskonditionen schmackhaft machen. Schnell bringt er danach noch seine Kleine zum Reitkursus. Wenn es klappt, wird er ihr das heißersehnte Pferd kaufen. Schmunzelnd überfliegt er den Artikel aus „Die Zeit“: „Die Ausfuhren von Rüstungsgütern steigen weiter an. Im ersten Halbjahr waren sie 500 Millionen Euro teurer als im Vorjahreszeitraum. 2015 gab es bereits eine Verdopplung.“

Die Anwälte geben grünes Licht. Es wird eine lange Nacht. Die Kunden wollen sich amüsieren. Es endet, wie so oft, in dem bekannten Edelbordell. Welch ein Erfolg! Ein Milliardengeschäft ist unter Dach und Fach. Er ist sehr stolz auf sich. Er beherrscht sein Metier, wie kaum ein anderer.

Er hält sein brüllendes Kind im Arm. Er rennt um sein Leben. Um ihn herum ein infernalisches Getöse. Die Einschläge scheinen ihn zu verfolgen. Die Hitze und der Qualm sind unerträglich. Sein Haus ist zerstört. Seine Frau und seine Söhne wurden verschüttet. Keine Hoffnung, dass sie noch am Leben sind. Er kann ihnen nicht mehr helfen. Jetzt geht es nur noch um die Kleine. Die Granatsplitter haben den Arm seiner Tochter zerschmettert. Er hat sie aus den Trümmern gezogen. Sie lag weinend neben ihrem in tausend Stücke zersplitterten Holzpferdchen, das er ihr geschnitzt hatte. Mit ihren drei Jahren schreit sie sich die Seele aus dem Leib, vor Angst und Schmerzen, bis sie bewusstlos wird.

Wach auf, du darfst nicht einschlafen! Wach auf, mein Kind!

Copyrights Sabine Adameit

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