Schlagwort: Vergewaltigung,

Der nette Nachbar

Lonely

Es ist so langweilig nach der Schule. Er nimmt seinen Ball und bolzt ihn gegen die Wand an den Garagen des Hochhauses. Die Kinder hier sind alle schon älter. Sie wollen nicht mit ihm spielen. Die Eltern sind noch auf der Arbeit. Die meisten Nachbarn regen sich immer fürchterlich auf, wenn er hier spielt. Wegen des Lärms, sagen sie. Einen Spielplatz gibt es hier nicht. Was soll er denn sonst machen? 

Vielleicht kommt ja heute wieder der einzig nette Nachbar zu mir. Er hat ein Moped und nimmt mich manchmal mit. Er hört mir zu und er mag mich, glaube ich. Meine Schulkameraden sind mir meistens zu albern. Mit ihm kann ich ganz gut reden, so, wie ich mir einen Freund vorstelle, obwohl er reichlich älter ist. Er ist fast so alt, wie meine Eltern. Egal, es gibt also auch nette Erwachsene. 

 
„Hallo Stefan, ich will mal wieder eine kleine Tour machen. Willst du mit?“
Freudig begrüßte ich ihn. „Hallo Mark, ja klar, gerne“
Es war ein strahlender, warmer Herbsttag. Er gab mir einen Helm und schon gings los. Wir fuhren raus aus der grauen Stadt. Ein tolles Gefühl, so schnell auf der Landstraße zu fahren. Die Bäume rasten an mir vorbei. Sie dufteten so schön, ganz anders, als dieser Gestank in der Stadt. Ich fühlte mich sehr erwachsen. Ich bin nicht sicher, ob meine Eltern mir das erlaubt hätten. Aber sie müssen ja nicht alles wissen. Im Nachbarort spendierte er mir ein Eis. Vanille mit Schokoladensoße. Ich wollte gar nicht mehr nach Hause, aber Mark meinte, nun sollten wir zurückfahren. Die Rückfahrt machte mich etwas traurig. Zuhause bin ich wieder alleine. Dort ist es langweilig.
„Willst Du mit zu mir kommen, oder musst Du nachhause?“ „Ich habe noch Zeit, meine Eltern kommen erst in zwei Stunden nachhause“, sagte ich. „Na dann können wir ja noch etwas Musik bei mir hören“, meinte Mark. 
„Zieh doch deine Jacke aus, Junge. Machs dir gemütlich“. In seiner kleinen Wohnung gab es kein Wohnzimmer. Er bot mir einen Platz auf seinem Bett an. Er hatte eine riesige Plattensammlung. Zu jeder Platte erzählte er mir eine Geschichte. Ich war begeistert. Er saß dicht neben mir und legte seinen Arm um mich.

 
„Was ist denn mit dir? Du bist so still heute. Du ißt ja gar nicht. Schmeckt es dir nicht?“ fragte meine Mutter besorgt, als wir beim Abendessen saßen. Ich schüttelte stumm den Kopf und kämpfte mit den Tränen. „Was hast du denn heute so getrieben?“ „Nichts“, antwortete ich kurz und ging in mein Zimmer. Vor Schmerz und Scham würde ich am liebsten sterben.
Copyrights Sabine Adameit

 
 
 

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Misshandlung

Was geht in dir vor
Wenn du dein Kind
Schlägst und misshandelst
Wie fühlst du dich
Wenn es schreit
Wimmert und bittet
Um Liebe, um Obhut
Wer bist du
Dass du dich an
Hilflosen vergehst
Du hast es
Nicht anders gelernt
Du wurdest verletzt
In deiner Kindheit
Sie haben dir
Schrecklichkeiten angetan
Du spürst dich
Nur im Schmerz
Nun gibst du ihn an
Deine Kinder weiter
Anstatt dich
Aus deinen Fesseln
Zu befreien
Denke an
Deine Qualen
Erbarme dich deiner
Und der wehrlosen Kinder.

Copyrights Sabine Adameit

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Beschämend

 

Hier und Jetzt
In diesem Moment
Wird eine Katze angezündet
Der Hund zu Tode geprügelt
Ein Kind geschlagen
Vom Vater misshandelt
Vernachlässigt von der Mutter
Erniedrigt, vergewaltigt
Jetzt und Hier
In diesem Moment
Sterben in jeder Sekunde
Tiere, Menschen,
Lebewesen
In der Familie
Im Frieden
Im Krieg
Nebenan brennt eine Moschee
Eine Flüchtlingsunterkunft
Gegenüber wird die Ehefrau verprügelt
Mädchen entführt
Kleine Jungen
Je jünger
Desto besser
Der Menschenhandel floriert
Organe entnommen
Ohne Einwilligung
Früher war alles besser?
Schlimmer als damals
Zu Zeiten der Sklaverei
Ist es
Hier Heute Jetzt
Im 21. Jahrhundert
Unter gebildeten Menschen
Bestialisch wie im Mittelalter
Grausamkeit, Brutalität
Menschenverachung
In organisierten Strukturen
Es lebe die Wissenschaft
Es lebe der Fortschritt
Ein Hoch auf unsere Kultur
Unsere Zivilisation.
Hier und Heute
Jetzt
Es gibt kein
Besser oder schlechter
Im Vergleich zu früher
Das Böse ist und bleibt
Beschämend
Copyright Sabine Adameit

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