Schlagwort: Jugend

Jugend

Vivi Champain

Was für ein Geschenk,
Diese Jugend.
Jung und unerfahren,
Aber mutig und unbesonnen,
Strahlend und unbesiegbar,
Stürme ich in das Leben,
Einfach so ohne Vorstellung
Von Alter und Vergängnis,
Ohne einen einzigen Gedanken
An Krankheit und Tod.
Ohne jegliche Idee
Wie es sein wird,
Wenn Schönheit nicht mehr
Selbstverständlich ist,
Bewegung mit Schmerzen verbunden.
Das zeichnet Jugend aus.
Das Leben ist unendlich.
© Sabine Adameit


Inspiriert durch den Film „Youth“

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Altern

alter

Altern

 

Mit den Jahren beschäftige ich mich
Immer mehr mit dem Alter.
Dem Altern, den Unzulänglichkeiten,
Die das Alter mit sich bringt.
Zumindest körperlich.
Verstand hat so viel gelernt,
Ist besonnen und klar.
Geist kommt nicht nach,
Ist so jung geblieben,
Wie früher,
Als alles noch so leicht war.
Heute tanze ich im Regen
Fühle mich peinlich berührt,
Weil es meinem Alter nicht geziemt.
Ich springe über Pfützen
Und denke,
Ich habe sie nicht mehr alle.
Junge alte Seele
In gereiftem Körper.
Schaue ich in den Spiegel,
Sehe ich eine alte Frau.
Gut gehalten vielleicht,
Aber mit Falten,
Grauen Haaren und
Alterserscheinungen, mit denen
Ich mich nun abfinden muss.
Bewegungen nicht mehr selbstverständlich.
Sport wird zur Disziplin.
Spaßig ist er nicht mehr.
Knochen knacken,
Ungeübte Muskeln
Beschweren sich,
Puste geht so schnell aus,
Kreislauf warnt:
Mäßige dich.
Jugend so nah,
Im Kopf wars gestern.
Und dennoch,
Ich würde nicht tauschen,
Jugend gegen mein Leben.
Jeder Tag war so wichtig,
Hat mich zu dem gemacht,
Was ich heute bin.
Altern in Würde,
Ohne Reue und Sehnsucht,
Nach verlorener Jugend.
Was für ein aufregendes Leben.
Die Spuren nehme ich
Gerne in Kauf.
Bleibe jung im Kopf,
Lebe mein Wissen,
Akzeptiere die Umwege.
Freue mich
Auf alles Neue
Und Unbekannte,
Das ich nun im Alter
Genießen und schätzen kann,
Ohne Furcht und Ängste.
Weil ich weiß
Und erfahren habe,
Ich kann ruhig mal fallen,
Ich stehe wieder auf,
Ich fange wieder von vorne an.
So oft erlebt,
Prüfungen bestanden.
Was kann mir noch passieren?
Copyrights Sabine Adameit

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Unsichtbar

Unsichtbar
mit dem Alter
ganz einfach so.
Du gehst durch die Menge,
bist einfach nicht mehr da.
Vorbei die sehnsüchtigen Blicke
nach der Schönheit,
die du einmal warst.

Du bist alt
du bist vielleicht noch ansehnlich,
vielleicht noch attraktiv,
aber eben alt.
Ein typisches Frauen Problem,
wie bei Männern
der Bauch dicker
und die Haare dünner werden.
Falten, Orangenhaut,
Figur deformiert,
aber der Geist,
der bleibt jung.
Du bleibst das kleine Mädchen.
Schaust in den Spiegel
und erkennst dich nicht.
Hey, grade habe ich noch getanzt,
geliebt,
Fehler bereut,
Mist gebaut,
nichts ändert sich.
Du lernst dazu,
aber du bleibst,
das kleine Mädchen.
Nur der Spiegel,
der zeigt
eine alte Frau.

©S. Adameit

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Die letzte Station

 

Es ist Nacht. Die Stadt schläft. Nur die Lichter am Bahnhof lassen noch Leben erahnen.

Er sitzt in seiner Wohnung, neben sich eine Flasche Whisky. Er leert das letzte Glas. Er trinkt alleine. Er hat keine wirklichen Freunde. Klar, wenn man in der Gruppe ist, macht er mit, lacht und albert mit, aber er fühlt sich alleine. Bea hat mit ihm Schluss gemacht. Hobi ist ja auch viel interessanter. Der hat zu allem den richtigen Spruch drauf. Immer gut drauf und immer der Anführer, wenn es um Blödsinn machen geht. Er beneidet solche Menschen. Wie machen die das bloß? Warum kann er nicht so sein? Gute Sprüche fallen ihm immer erst viel später ein, wenn er alleine auf seiner Bude ist. Dass Bea überhaupt mit ihm zusammen war, hatte ihn sehr gewundert. An ihm ist doch nichts dran. Er sieht nicht gut aus, er ist nicht lustig und besondere Fähigkeiten hat er auch nicht. Er ist eben ein Langweiler. Ja, er schreibt seine heimlichen Gedanken auf, aber die hat er ihr noch nie preisgegeben. Wer will das schon hören? Traurige Gedanken, hoffnungslose Gedanken.

Er steht auf, leicht torkelnd nimmt er die Jacke vom Haken. Er muss hier raus, die Decke fällt ihm auf den Kopf. Er muss keine Rücksicht nehmen, seine Eltern kriegen sowieso nicht mit, wenn er mitten in der Nacht geht. Reden kann er schon lange nicht mehr mit ihnen. Sie fragen und fragen, wo soll er die ganzen Antworten hernehmen. Warum gibst du dir nicht mehr Mühe? Sie geben ungefragte Ratschläge. Wenn du mal Hausaufgaben machen würdest, hättest du auch bessere Zensuren! Immer dieselbe Leier. Es ist alles nur noch trostlos. Wozu soll er sich denn Mühe geben? Für wen? Für was? Bringt doch eh nichts.

Die Tür fällt ins Schloss. Ein rauher Wind weht, aber es ist nicht wirklich kalt. Ziellos setzt er einen Schritt vor den anderen. Ist doch egal wohin. Hauptsache weg. Am Bahnhofskiosk holt er sich noch eine Wodkaflasche. Mit gesenktem Kopf schwankt er über die Straße, kein Auto weit und breit zu sehen. Die Stadt ist menschenleer. Spärliche Lichter im Park, er setzt sich auf eine Bank. Nur das laute Pfeifen der Züge ist zu hören. Das monotone Rattern auf den Gleisen. Langsam erhebt er sich. Mechanisch zieht es ihn zu den Geräuschen. Er nimmt noch einen großen Schluck. Das Pfeifen kommt näher. Er fühlt den rauhen Wind nicht mehr. Er fühlt gar nichts mehr.

Die Bremsen quietschen laut, die Räder sprühen Funken. Keine Chance – der Bremsweg ist zu lang. Der Lokführer sieht von weitem etwas auf den Schienen. Im Zeitlupentempo kommt es näher. Verzweifelt versucht er den Zug zum Stehen zu bekommen. Nein, es ist kein Tier, es war ein Mensch…

© Sabine Koss

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